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Jagden

Unter diesem auch metaphorisch zu verstehenden Begriff rubriziere ich eine Auswahl selbstverfasster und z.T. auch publizierter Texte.

Von Grenzgängern und einem Rehbock an der deutsch - polnischen Grenze, ihrer Befestigung und "Sicherung", ist die Rede im Text "Grenzjagd". Ein Nekrolog auf die sterbenden Urwälder um Weißwasser wird im Text "Gedächtnis der Wälder" gehalten. Die Totenrede beschwört mahnend die Endgültigkeit einer Naturzerstörung, woran auch Aufforstungsmaßnahmen nichts ändern werden. Wölfe in Deutschland: Sie sind wieder da. Mit großem medialen Aufwand wird immer wieder von dem Wolfsrudel in der Lausitz berichtet. Die "Wolfsjagd" erzählt von einer morgendlichen Begegnung mit einem jungen Wolf. Ein Augenzeugenbericht.

"Ein jeder Engel ist schrecklich". Hier wird die Erstbegegnung mit einer mir bis dahin unbekannten Barlachplastik und deren gedankliches Nachbeben beschrieben.

Umfangreicher ausgeführt können Sie das Konzept eines Deutschunterrichtes mit fremdsprachigen Gedichten nachlesen in: Rainer F. Kokenbrink; Ich versteh kein Wort, nur die Ordnung. Anregungen für einen interkulturellen Deutschunterricht mit anderssprachigen Gedichten. In: Das Lehrerhandbuch. August 2008. Stuttgart, Berlin 2008

Riss durchs Leben

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Die Ausstellung zur Zwangsarbeit.

 
Im Kontext der Patenschaft wurde im Mai 2009 die Wanderausstellung "Riss durchs Leben" des Landschaftsverbandes Rheinland interessierten Bürgern und Bürgerinnen sowie vielen Schülern gezeigt. Die vor dem Hintergrund der erfolgten Entschädigungszahlungen bestens erforschte Geschichte der (regionalen) Zwangsarbeit im 3. Reich wird durch diese Ausstellung um ein bisher vernachlässigtes, besonders düsteres Kapitel bereichert: Das Schicksal schwangerer Frauen unter den Bedingungen von Zwangsarbeit. In Form von 10 Biographiecollagen ukrainischer Frauen zeigt die Ausstellung eindrucksvoll, dass die Niedertracht kaum ein Ende fand; Schwangere wurden von der Straße ihrer Dörfer deportiert, sie gebaren in der ehemaligen Landesfrauenklink in Wuppertal ihre Kinder, die sie zum Teil beerdigen mussten, oder die Ihnen unmittelbar nach der Geburt weggenommen wurden. Eine aufrüttelnde Ausstellung für alle Besucher und Besucherinnen. Das Presseecho lesen Sie hierUnd hier!

 

Bemerkenswert und die regionale Gedächtnis- und Erinnerungskultur beleuchtend ist die signalisierte Gesprächsbereitschaft durch eine öffentlich vorgetragene Bildung, z.B. auch durch eine Ausstellung, die wie hier vernachlässigte Inhalte einer Debatte aufarbeitet und präsentiert. Bürger und Bürgerinnen der Stadt beginnen nach Jahren wieder aus alten Papieren, Dokumenten und Erinnerungen zu erzählen. Wie den Frauen aus der Ukraine, die nach Jahrzehnten ihr Schweigen brachen, als jemand kam, der zuhörte, so setzte dies Projekt Erinnerungen und Gespräche in Gang, die viele Beteiligte nun auch nicht mehr vergessen. Schulen können hier wie sonst kaum ein Ort zu kulturellen und politischen Schnittstellen engagierter Bildungsarbeit werden, wenn sie sich selbst auch so begreifen lernen, anstatt die Schulvorschriften als Curriculum misszuverstehen.

Reise

Reisen sind Odysseen. Immer.

Die ersten, noch mythologischen, Würdigungen menschlicher Rationalität als ermöglichendes Mittel der Selbstbestimmung bedienen sich nicht ohne Grund der Reisemetapher.

Odysseus´ Reise zeigt die Möglichkeiten sich erweiternder Klugheit und Emanzipation durch die Begegnung mit Fremden ebenso auf wie die dadurch notwendig werdende Auflehnung gegen autoritär inszenierte Götterhimmel und Dogmen.LembergreaderReisen ist daher schon früh als Erkenntnisform begriffen worden und heute deutlich von "Urlaub" und den in Schüleraustauschen häufig gebräuchlichen "Bürgermeisterprogrammen" zu unterscheiden.

Ich plädiere ausdrücklich für den Zuschnitt internationaler Begegnungen zur Studienfahrt, in der die kulturellen Differenzen in den Blick zu bringen sind. Nicht vordergründige Verbrüderungsszenarien auf dem brüchigen Fundament gemeinsamen Feierns (das gelingt eh, -und besser, wenn man sich da raushält) oder die trampelige, auf Unkenntnis beruhende Gutsherrenart, die vorschnell Gemeinsamkeiten entdecken will, wo Unterschiede bestehen, sondern die Erfahrung des Fremden als bereichernde, attraktive Größe, die nicht beseitigt werden muß, sind anzustreben. Das bedeutet Arbeit, sicher, aber leicht ist freundschaftliches Miteinander eben nicht zu haben.

Wer Reisen also komplexer und anspruchsvoller versteht als Pauschalurlaub und diese Differenz auch in schulische Systeme zu integrieren versucht, und wer so von Sachzusammenhängen ausgeht und nicht von Urlaubs- und Erholungsbedürfnissen oder schulintern leichterer Verbuchbarkeit, überschreitet die in Schule konventionalisierten Arbeitsstrukturen, die eher die Wiederholung favorisieren und unter dem Etikett der besseren Gremienhandhabbarkeit legitimieren. Professionalität in der Planung und Evaluierung gerät angesichts der nicht apriori für alle zur Verfügung stehenden Kompetenzen ins Abseits. Hier sind administrative Regelungen und konzeptionelle Zielformulierungen der Schulen gefragt, die entweder engagiertes Arbeiten fördern und schulprogrammatisch einbinden oder sich zum Mittelmaß bekennen.

 

Die Fahrt nach Lemberg

und die Kontaktaufnahme mit einem Lemberger Gymnasium lag im Kontext einer etablierten Schulpartnerschaft mit einem südostpolnischen Lyceum in vielerlei Hinsicht nahe: Lemberg galt es als ehemals polnische Stadt und kultureller Magnet Galiziens ebenso zu besuchen wie als ukrainische Industriestadt und Ausgangspunkt politischen Souveränitätsstrebens.

Dass sich im Laufe der Begegnung die Beziehungen zwischen deutschen, polnischen und ukrainischen Schülerinnen festigten und zu Gegenbesuchen führten, stimmt angesichts der neu formulierten harten Ostgrenze Polens zuversichtlich, zumal der Besuch Lembergs auch für die KollegInnen und SchülerInnen in Krosno bestehende, historisch gewachsene Ressentiments aufweichen konnte. In der Sachlogik dieser Themenreisen stünden z.B. auch trinationale Begenungen in Odessa und Czernowitz an..., - an Ideen mangelt es da weniger als an administrativen Weichenstellungen.

Auch zu dieser Fahrt gab es einen Reader mit Texten und Bildern, die das Neue thematisch erschließen halfen, dies allerdings nicht mit der Dümmlichkeit mundgerechter Urlaubsinformation, sondern in Form kleiner historischer, kultureller und politischer Essays. Das Vorwort dieses Readers finden sie im folgenden.