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Trollmann

 

Stigmatisierung & Ausgrenzung. DasBeispiel J.W. Trollmann.

Vor die unterrichtliche Aufarbeitung ist eine Sammlung und Verdeutlichung des scheinbar Gewussten zu stellen, um im Rückblick darauf den zurückgelegten Lernweg als Kompetenzgewinn verbuchbar zu gestalten, was Lernen insgesamt in seiner Leistungskraft erfahrbar werden lässt. Fast alle SchülerInnen kennen aus ihren eigenen Umfeldern verschiedene Gruppen, Szenen und sonstwie, meist über Musik und Lifestyleattribute, unterscheidbare Jugendkulturen, deren abgrenzende Merkmale schnell ermittelt werden können. Was eine Gruppe aber zur gesellschaftlichen Randgruppe und Minderheit macht, bedarf einiger Gesprächsarbeit. (Vgl hierzu die guten Anregungen in: Gesellschaft für bedrohte Völker (Hrsg.); Sinti und Roma -eine Minderheit in Deutschland. Unterrichtseinheit für SchülerInnen ab der Klasse 9)

Internet- und Textrecherchetechniken anhand mittlerweile fast kostenfrei erhältlicher CD-Roms einschlägiger Zeitungsjahrgänge, Film- und Tondokumentationen, Lyrik, Exzerpiertechniken, Interviewplanungen, -durchführungen und Auswertungen, Archivbesuche, Begegnungen mit Zeitzeugen und viele Arbeitsformen mehr lassen sich leicht auf konkretere Unterrichtsziele (Inhaltsangaben, Sachtextanalyse, Lyrikreihen, Filmanalysen) zuschneiden. Eine Auswahlbibliographie und Adressen sind im Anhang versammelt.

Der Fall des Sintoboxers Johann Wilhelm Trollmann, dem sein Meisterschaftstitel aufgrund "undeutscher Boxweise" 1933 aberkannt wurde und der 1943 im KZ Neuengamme gemordet wurde, eignet sich sehr gut, um an seinem exemplarischen Fall die Prinzipien und Funktionsweise von Ausgrenzung und daraus folgender Vernichtung deutlich zu veranschaulichen. Das Hessische Landesinstitut für Pädagogik (Materialien zum Unterricht GL&Gesch.. Hessisches Landesinstitut für Pädagogik (Hrsg.); "...mir brichts Herz..." Boxer Trollmann-ein deutscher Sinto. AutorInnen: Cristoph Ortmeyer, Elke Peters, 1998) hat hierzu eine Unterrichtsreihe entwickelt, die ich im folgenden um eine Anregung bereichern will. Tony Gatlifs Filmtriptychon, vor allem der preisgekrönte letzte Teil "Geliebter Fremder", eignet sich meiner Erfahrung nach zur Ausweitung der Fragehorizonte. Die aktuellen Probleme der interkulturellen Verständigung zwischen Sinti&Roma und den jeweiligen Mehrheiten können mit filmanalytischen und textergänzenden Methoden erarbeitet und vertieft werden. Mittlerweile rekurrieren die Printmededien, so zuletzt DER SPIEGEL ( Nr. 49/2003), häufiger auf J.W. Trollmann.

Zudem bietet das in den Abschlussprüfungen Deutsch für den 10. Jahrgang obligatorische Thema "Fremdheit, Stereotype, Vorurteile" vielfältige Anknüpfungspunkte, zumal z.B. - quasi "termingerecht" zum 65. Jahrestag des Ausschwitzerlasses - die Ermordung einer römischen Bürgerin durch einen rumänischen Roma einen Debattendammbruch auslöst und unverhohlen Ressentiments raumgreifen und massenhafte Durchsuchungen von Siedlungen rumänischer Roma stattfinden. Lesenswert der Zeitungsbeitrag von G. Goettle hierzu!

Knappe Empfehlungsliste: F.G. Jüngers Erzählung "Robinien", Lenaus "Die drei Zigeuner", W. Schnurres problematischer, antiziganistische Stereotype reproduzierender Text "Jenö war mein Freund" können textgestützte, wenig aufwendig zu organisierende Gesprächseinstiege bilden. Etwas umfangreicher aber großartig zu lesen sind der kürzlich bei Rowohlt erschienene Roman "Zoli" von Colum McCann und Achim von Arnims "Isabella von Ägypten". Lohnemswert das Filmtryptichon Tony Gatlifs, insbesondere der in Venedig zweifach ausgezeichnete Film"Gadjo Dilo".